Waldlandgeschichten

 zurück zum Bild   


Der Sternenbär und das verschwundene Eis

Es war einmal in einem Land was leuchtete wie Silber im Sonnenlicht, ein Land aus
Stille, Schnee und Licht. Hier lebte der letzte Sternenbär - ein Wesen aus
uralter Zeit, geboren aus Polarlicht und Mondstaub. Sein Fell war so hell wie
der Himmel kurz vor der Morgendämmerung und auf seiner Stirn glänzte ein blaues
Mondsiegel, umgeben von uralten Zeichen. Diese Zeichen, so sagte man, konnte
nur der lesen, der mit dem Herzen sah......

Der Bär lebte allein. Nicht weil er es so wollte - sondern weil all seine Brüder
und Schwestern gegangen waren. Erst waren es weniger geworden, dann verschwanden auch
die Stimmen und das Lachen der kleinen Eisbären und das knirschen gemeinsamer Pfoten
im Schnee.

Die Welt hatte sich verändert. Das Eis, auf dem sie einst jagden, brach auf.
Es kam zu spät und ging zu schnell. Der See wurde wärmer, die Fische verschwanden,
das Licht wurde fremd.

Der Sternenbär aber blieb. Er ging langsam durch das schmelzende Weiß, hielt an,
wo das Eis dünn war und sang Lieder aus einer Zeit, die heute niemand mehr kannte.
Lieder die das Eis früher stark gemacht hatten, doch das Eis hörte nicht mehr hin.
Es wurde dünner und brach ein.....

Manchmal sah er sich selbst im Spiegel des Wassers. Groß, mächtig, wunderschön-
aber traurig. "Bin ich noch ein Bär, wenn ich kein Zuhause mehr habe?", fragte er
den Mond. Der Mond blickte betroffen und schwieg......

Eines Nachts, als der Himmel besonders klar war und das Nordlicht über das Land
tanzte, hörte er ein Flüstern. Zuerst dachte er, es sei der Wind......
doch dann spürte er es in seiner Brust....es war eine Stimme...zart und leise aber
auch mutig....."ich sehe dich!"rief die Stimme.....verwundert hob der Bär den Kopf
Er sah...weit, weit im Süden, saß ein Kind am Fenster...es hatte ein Bild gemalt,
einen großen Bären mit weißem Fell und leuchtender Stirn...

..........und in diesem Moment geschah etwas Seltsames......

Ein Stern fiel direkt auf das Herz des Bären. Dort wo er ihn berührte wurde das Eis
unter den Füßen wieder fester...nicht viel, aber genug um die Hoffnung wachsen zu lassen.
Seitdem wandert der Sternenbär wieder weiter. Unsichtbar für die meisten, doch
jedesmal wenn ein Kind eine Geschichte schreibt oder sich fragt, wie es den Bären
wohl geht, wächst irgendwo in der Arktis ein kleines Stück neues Eis.

Und wer genau hinsieht, in einer klaren Winternacht, kann ihn vielleicht sehen,
wie er ruht, das Mondsiegel auf der Stirn leuchtend, ein leises aber starkes Zeichen,
dass Wunder doch möglich sind.......

geschrieben vom Kuschelfuchs






Geschichten aus dem Waldlandreich










 Kontakt     Impressum